Menschliche und Göttliche Verträge

Das Neueste Testament

Es wurden vermutlich noch nie auf der Welt so viele Verträge unterschrieben und so viele Pakte geschlossen, wie in der heutigen Zeit. Aber zugleich wurden diese Verträge auch nie so oft geschändet und rücksichtslos auseinandergerissen, wie heutzutage. Diese Vertragsverletzung – im Privatleben der einzelnen Individuen wie im internationalen Leben der Nationen – ist so alltäglich geworden, dass es das Vertrauen in diese Art der Regelung gegenseitiger Beziehungen zwischen Menschen und Ländern untergraben hat. Die Verträge haben sich sozusagen in Papierstücke verwandelt, die jeden Moment nach Eigennutzen auseinander gerissen werden können.

In der Tat gibt es Verträge und „Verträge“. Die Friedensverträge, welche zwischen Kriegführenden geschlossenen werden, können nicht wahrlich freiwillige und freie Verträge genannt werden, da oftmals die Unterschrift der Ärmeren mit Gewalt weggerissen und gegen ihren Wille erzwungen wurden. Die Ungerechtigkeit solcher Verträge, die Gewalt und der Zwang, die ihnen zugrunde liegen, machen sie an sich vergänglich. Es ist klar, dass die Macht eines Vertrages nicht draußen in diesem Stück Papier liegt, auf dem er geschrieben ist oder in den Unterschriften, durch die er versiegelt wird. Sondern im Inneren, im Bewusstseins der Vertragsparteien, in deren Moral und Ehrenwert.

Insolvenz, Konkurs, Verlust, Pleite

Der Vertrag, historisch gesehen, hat an sich selbst heiligen Ursprung. Im menschlichen Leben geht er auf die fernen Zeiten zurück, in denen das höhere Selbstbewusstsein im Menschen erwacht ist und die Vernunft in ihm zu wirken begann. Denn in der Natur ein wahrer Vertrag kann nur zwischen vernünftigen Wesen bestehen, zwischen Wesen mit einem hochentwickelten moralischen Bewusstsein. Und je intelligenter die Kreaturen, desto widerstandsfähiger sind ihre Gefühle, desto stärker ihr moralischer Widerstand und umso dauerhafter und nachhaltiger ist der zwischen ihnen geschlossene Vertrag.

In den heiligen Büchern, wo es in symbolischer Form die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins gezeigt ist, wird auch über Bündnisse gesprochen, die zwischen Gott und den Menschen geschlossen wurden, zwischen Gott und Seinen Ausgewählten. Mit anderen Worten, sie sprechen von dieser bewussten Verbindung, welche zwischen dem erwachten, selbstbewussten Menschen und jene ewige Quelle entsteht, aus der sein Leben fließt. Dieses hier ein Bund zwischen Gott und einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen, ein „auserwähltes Volk“ bilden, heißt es in der Heiligen Schrift mit dem schönen Wort „Bund“.

Natürlich ist unser Ziel hier nicht die Bibel esoterisch zu interpretieren. Wir wollen nur den Ursprung dieser höchsten Vertragsform aufzeigen, die es auf der Welt gibt – ein Bund zwischen Gott und Mensch. Alle anderen Verträge sind nur das Ergebnis dieses einen erste und höchste Form. Und es gibt wirklich keinen größeren Akt auf der Welt von diesem – einen Vertrag zu schließen, einen Bund mit Gott. Dies ist nicht vorübergehend eine Tat, wie menschliche Verträge, von der nichts übrig bleibt.

Dieses hier ist ein ewiger Vertrag, ein kontinuierlicher Prozess, der jeden Tag und Moment zwischen dem großen Lebensprinzip und der menschlichen Seele stattfindet. Es ist ein Vertrag, der für immer erneuert wird. Und während man diesem internen Vertrag treu bleibt, während er seinem eigenen treu bleibt ein heiliger Bund, während es ein hohes Ideal anstrebt, er kann immer hoffen, seine geschätzten Ziele zu erreichen. Unter welchen schwierigen Bedingungen auch immer ein Mensch gerät und Tests ausgesetzt wird, hält er diesem inneren Vertrag stand, dass er mit Gott in der Tiefe seiner Seele geschlossen hat – am Ende die wird er alles überwinden und bekommen, was ihm versprochen wurde. Und wenn gesagt wird, dass ein Mensch gerichtet wird, impliziert das, dass er wegen seiner Übertretungen vor Gericht gestellt wird auf Grund dieses inneren Vertrages, der zugrunde einem bewussten Lebens liegt.

Fantasie, Licht, Stimmung, Himmel

Und so ist der Vertrag zwischen Mensch und Gott ein Akt vom höheren Bewusstsein. Wer in der Welt aufsteigen will, muss einen Vertrag haben, ein Bund mit der Urquelle des Lebens. Nur durch diesen Bündnis, nur durch diese bewusste Verbindung mit dem Großen im Leben, kann man seine Qualitäten befreien und seine Ziele erreichen. Bindet er nur menschliche Verträge, welche wie Seifenblasen platzen, erwarten ihn ständige Enttäuschungen. Wenn man einen Vertrag schließen will, der Bestand hat, wer die Jahrhunderte überdauert, der schließe einen heiligen Bund zwischen der eigenen Seele und jener heiligen Quelle, aus der ihr Leben entstanden ist. Dabei muss man diese Beziehung ständig erneuern, diesen Vertrag mit Gott tief in seinem Bewusstsein.

Was wir über den Einzelnen gesagt haben, gilt auch für die Nationen. Wenn eine Nation bewusst ihre historische Rolle erfüllen will, muss sie vor allem einen heiligen Vertrag mit Gott schließen. In diesem Bund erhält diese Nation dann Offenbarung für die Hauptrichtung ihres Lebens und wird alle diese Wahnvorstellungen auflösen, welche sie von deren Aufgaben ablenken. Es gibt in jedem Volk Individuen, die echte Träger seines nationalen Selbstbewusstseins, welche ihm seinen wahren historischen Zweck aufzeigen. Und nur wenn eine Nation gut zuhört – durch den Lärm der eigenen unaufgeklärte Politiker – in der Stimme derer, die seinen wahren Weg vorhersagen, wird diese in der Tat ein selbstbewusster Volk. Bis dahin ist er eine Masse, die von fremden Einflüssen geführt wird. Und seine Energie wird maßlos von Politikern vergeudet, die – uneingeweiht in die historische Mission ihres Volkes – tief im Inneren seiner Seele diesem Volk fremd sind.

Nun die heilige Urquelle des Lebens, die in uns allen – in allen Nationen wirkt, lädt uns ein, einen neuen Vertrag, einen neuen Bund mit Ihr zu schließen. Dieser neue Bund ist der Bund der Göttlichen Liebe, der wird Bündnis aller Menschen in eine Große Bruderschaft!

Menschen, Freunde, Zusammen, Glücklich

Ausschnitt aus der Reihe „Leben für das Ganze“ – Gespräche mit Meister Beinsa Douno (Petar Dounov), Übersetzt aus dem Bulgarischen von Plamena Lorenz


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