Resümee der Lektion gehalten von Meister Beinsa Douno am 21.08.1938 bei den sieben Rila Seen (übersetzt aus dem Bulgarischen von Plamena Lorenz)

Viele Dinge werden dem Menschen gegeben, aber nicht alle sind gleich
wertvoll. Das Wertvollste für den Menschen ist das Leben. Nicht nur der Mensch,
sondern alle Lebewesen schätzen das Leben auf ihre eigene Art und streben
danach, es zu bewahren. Wenn ihr euer Leben verliert, verliert ihr alles und werdet unglücklich. Alle Menschen, Gelehrte oder Bürgerliche, können ihr Leben jedoch auf maximal 120 Jahre verlängern. Wenn der Mensch dieses Alter erreicht, passiert etwas Besonderes mit ihm und trotz seines Wunsches verliert er sein Leben. Wohin sein Leben geht, weiß er selber nicht. Das Leben des Menschen schmilzt wie ein Schneeball. Während er glaubt, sich gesichert zu haben und es in der Hand hält, merkt er selbst nicht, wie es nach und nach schmilzt und irgendwo im Raum verschwindet.
Die modernen Menschen erkennen hauptsächlich das Leben des Selbstbewusstseins an, in dem sie sich bewegen. Im Bewusstseins Leben unterscheiden wir jedoch vier Stufen: Unterbewusstsein, Bewusstsein, Selbstbewusstsein (Ich-Bewusstsein) und Überbewusstsein. Das Unterbewusstsein schließt die ganze anorganische Welt ein; das Bewusstsein – die gesamte organische Welt, von den kleinsten bis zu den größten Kreaturen – Pflanzen und Tieren; der Mensch ist im Selbstbewusstsein; und im Überbewusstsein – die Engel. Wenn man das Unterbewusstsein betritt, trifft man auf die anorganische Welt, in der große Widersprüche bestehen. Sobald man ins Bewusstsein eintritt, entsteht in dem Jenigen ein großer innerer Kampf, nach welchem er zu arbeiten beginnt. Sobald der Mensch in das Ich-Bewusstsein aufsteigt, beginnt er sich selbst zu quälen, da die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten, da Menschen nicht richtig denken und fühlen. Wenn man schließlich in das Überbewusstsein eintritt, tritt man in die Glückseligkeit des Lebens ein, nach der alle Menschen streben.
Wo befinden sich diese Bewusstseinsstufen? Um die Orte der vier
Bewusstseinsarten zu bestimmen, können wir eher eine ungefähre als eine absolute Disposition angeben. Das Bewusstsein des Menschen ist in seinem Herzen und das Selbstbewusstsein in seinem Geist. Pflanzen und Tiere leben also im Herzen des Menschen, Menschen leben in seinem Geist und unorganisierte Wesen leben in seinem Unterbewusstsein. Es ist schrecklich, unter unorganisierten Kreaturen zu leben.
Der menschliche Organismus besteht aus etwa 30 Milliarden Zellen, die im
menschlichen Körper verteilt sind: im Gehirn, in der Lunge, im Magen, im
Herzen, in den Augen, in den Ohren, im Mund, in den Muskeln, in den Knochen, in den Haaren usw. Alle diese Zellen unterscheiden sich voneinander in dem Grad ihrer Entwicklung und Konstruktion. Um den menschlichen Körper zu bilden, folgen sie einer großen, mächtigen Kraft, die sie regiert und zusammenhält. An sich sind sie desorganisiert, und gäbe es diese Kraft nicht, gäbe es keinen Menschen.
Wo ist der Mensch? Der Mensch bewohnt diese primäre Zelle genannt
Monade, die alle anderen Zellen regiert und ihnen verschiedene Befehle und
Anweisungen gibt.
Was den Menschen betrifft, so haben alle Menschen eine vage Vorstellung.
Sie sagen, dass der Mensch ein Wesen ist, das geboren wird und stirbt. Auf den
ersten Blick haben sie Recht, aber was bedeutet Geburt und was bedeutet Tod?
Alles, was stirbt, entfernt sich vom Zentrum. Es geht also an die Peripherie. Alles,
was geboren wird, geht von der Peripherie ins Zentrum. Übersetzt werden diese
Prozesse mit den Worten „Übergang vom Tod zum Leben und vom Leben zum Tod.“ Die Menschen wünschen sich den Tod nicht, weil sie die gewohnten
Zustände verlieren.
Demzufolge fürchtet man den Tod, weil man die Bedingungen dahinter nicht
kennt. Solange er auf Erden unter Menschen ist, hält er sich für abgesichert. Sobald er sich von den Menschen, von seinen Angehörigen entfernt, hat er Angst. Solange das Messer, der Säbel am Körper des Soldaten hängt, ist er gesichert, er hat etwas, worauf er sich verlassen kann. Wenn ihm Messer und Schwert weggenommen werden, verliert er seinen Glauben. Solange der Wissenschaftler Papier und Stift auf seinem Schreibtisch hat, ist er ruhig, er hat etwas, worauf er sich verlassen kann. Wenn ihm diese Hilfsmittel weggenommen werden, wird er entmutigt. Wie wird die Situation des Soldaten sein, wenn dessen Hände gelähmt sind? Er will nach dem Messer greifen, es berühren, aber er kann nicht. Wie wird die Situation des Wissenschaftlers sein, wenn dessen Denken gelähmt ist und nichts kreieren kann? Hinter der Stärke des Militärmanns, hinter dem Denken des Wissenschaftlers, hinter den Gefühlen eines jeden Menschen steht also eine große Realität, von der die Menschen keine Ahnung haben. Was ist diese Realität? – Die Liebe. Die Jungen werden sagen, dass sie die Liebe kennen. Die Alten werden sagen, dass die Liebe eine veränderliche Sache ist: solange man jung ist, kann man lieben; Wenn man alt wird, verlässt einen die Liebe. So leugnet der alte Mann die Liebe, wie der Kranke die Gesundheit leugnet. So wahr die Aussage des alten Mannes ist, dass ein alter Mann nicht lieben kann, so wahr ist die Aussage des Kranken, dass es für ihn keine Gesundheit gibt.
Was ist Liebe? Welche Definitionen auch immer der Liebe gegeben werden, sie wird immer missverstanden bleiben. Nur derjenige, der die Liebe des Unterbewusstseins, des Bewusstseins, des Selbstbewusstseins und des Überbewusstseins durchläuft, kann eine klare Vorstellung von Liebe haben. Die Liebe des Überbewusstseins verbirgt in sich selbst eine magische Kraft. Sie kann die Toten aus dem Grab erwecken, so wie Samen aus dem Boden sprießen. Sie organisiert seine Zellen und erweckt ihn wieder zum Leben. Was den Menschen zu seinem verlorenen Leben zurückbringt, ist die Liebe. Im Gegenteil: Was einen Menschen dazu bringt, das Kostbare – sein Leben – zu verlieren, ist die Lieblosigkeit. Was Menschen glücklich macht, ist Liebe. Was sie unglücklich macht, ist Lieblosigkeit. – Was ist der Grund, der Menschen leben lässt? – Liebe. – Was ist die Ursache, die ihn sterben lässt? – Lieblosigkeit. Also muss einer leben und der andere muss sterben. – Warum sollte ein Mensch leiden und sterben? – Das ist das Gesetz. Unter den gegenwärtigen Lebensbedingungen kann es nicht anders sein. – Wir wollen brüderlich leben. – Wisst ihr, was das brüderliche Leben im weitesten Sinne des Wortes erfordert?
Mit allen Wesen brüderlich zu leben bedeutet, niemandem das geringste Leid
zuzufügen. Was willst du dann ohne Weizen, ohne Milch, ohne Eier, ohne Obst,
ohne Hühner, ohne Lamm? Lebend wird man immer ein paar Weizenkörner mahlen, ein paar Früchte, ein paar Eier essen usw. Wenn man so lebt, hat man schon das Prinzip des großen brüderlichen Lebens verletzt.
Und nach all dem suchen die Menschen ein Leben ohne Leid. Es ist
unmöglich. Wenn jemand glaubt, dass es eine solche Möglichkeit gibt, soll er sein
Modell für die Erschaffung einer neuen Welt geben. Nur wer alle Dinge zu einem
verbindet, wird nicht leiden. Gott kann das. Er lebt in allen Formen, die in der Natur existieren. Er hat sich für uns geopfert, damit wir leben und ihn erkennen können. Deshalb heißt es in der Heiligen Schrift: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ Wer mich isst, wird das Leben in sich haben.“ Gott freut sich, gegessen zu werden, geopfert zu werden; aber die Menschen mögen nicht, geopfert zu werden.
Der alte Okkultismus zeichnet die Frau mit schwarzen Haaren und den
Mann mit weißen Haaren dar. Die Frau war der Träger der Dunkelheit, und der Mann war der Träger des Lichts. Dunkelheit stellt die Urmaterie dar, aus der die Welt entsprungen ist. Licht impliziert die manifestierte, organisierte Welt. Die
Primärmaterie war nicht organisiert. Sie warf einen Schatten auf die Dinge, was sie
dunkel erscheinen ließ. Aus Licht entstehen neue Welten. Die Dunkelheit ist also ein Vorratshaus, aus dem Gott Dinge nimmt, um die Welt des Lichts zu erschaffen. Das Licht kommt aus der Dunkelheit. Wenn ihr also sagt, jemand sei schlecht, bedenkt, dass etwas Gutes in ihm steckt. Der Tiger, eines der wildesten Tiere, kann sanft und gutmütig sein. – Zu wem? – Zu seinen kleinen Tiger. Wenn ihr euch diesem Tiger in den Weg stellt, werdet ihr unbedingt/zwangsläufig verletzt. Um Verletzungen zu vermeiden, müsst ihr ihm aus dem Weg gehen. Wenn ihr die Widersprüche des Lebens vermeiden wollt, befolgt die vernünftigen Gesetze des Seins. Wer das Gesetz von Schrumpfen und Wachstum kennt, wird mit seinen Schwierigkeiten leicht fertig.
Viele Menschen leiden heute, weil sie nur die Kunst des Wachsens gelernt
haben. Sie müssen das Gesetz der Verkleinerung studieren, sich demütigen. Der
kleine, bescheidene Mann kommt überall durch. Der Große jedoch stolpert über das kleinste Hindernis.
Moderne Menschen streben nach äußeren Dingen: äußerer Macht, äußerem Reichtum und Wissen. Sie halten nicht an, um zu berechnen, welche enormen Reichtümer in jedem Menschen verborgen sind. Jeder trägt ein musikalisches Gefühl in sich, das er entwickeln kann und damit sein Lebensunterhalt sichert. Jeder Mensch kann ein genialer Musiker und Sänger werden – es hängt von ihm ab. – Ist das möglich? – Ja, es ist möglich. Wenn jemand vor 50-60 Jahren gewagt hätte zu sagen, dass der Tag kommen würde, an dem Menschen mit Maschinen durch die Luft fliegen oder hören könnten, was in den entferntesten Ländern der Welt passiert, hätte man ihn für verrückt erklärt. Heute jedoch ist all dies verwirklicht. Für die Zukunft werden noch größere Entdeckungen erwartet. Es kommt der Tag, an dem Menschen mit ihren Lieben kommunizieren werden, die in die andere Welt gegangen sind. Sie werden die neuesten Nachrichten aus der anderen Welt kennen. Bisher wurde die Kommunikation mit der anderen Welt nicht perfektioniert, weshalb die dortigen Bewohner schweigen.
Christus sagt: „Sucht zuerst das Reich Gottes“. Ich übersetze diesen Vers: Sucht zuerst das, was euch kostbar ist – das Leben. Christus gibt Regeln und Gesetze, nach denen man leben kann, d. h. das Leben erhalten. Der Menschen trägt zugleich in sich sowohl Dunkelheit als auch Licht, wodurch er unweigerlich sowohl Leiden als auch Freude ausgesetzt ist. Leiden kommt von der unorganisierten Materie der Dunkelheit und Freude von der organisierten Materie des Lichts, das Dinge kreiert und erschafft. Wenn die Liebe kommt, sie wird Dunkelheit mit Licht versöhnen. Mit anderen Worten: Das Leben wird den Menschen mit dem Leiden versöhnen. Wenn ein Mensch sich davon überzeugt, dass Leiden eine Hülle der Freude, Unwissenheit – des Wissens, Ohnmacht – der Stärke ist, wird sein Leben von Freude und Glück erfüllt sein. Wenn man in die Liebe des Überbewusstseins eintritt, wird ihm das Glück folgen. Menschen, die dies nicht verstehen, suchen Gott außerhalb von sich selbst. – Nein, Gott ist in der Liebe. Wer gibt dem Menschen das Leben? Wer tröstet ihn? Wer befreit die Völker aus ihrer Knechtschaft?
Erkennt daher Gott, erkennt die Liebe in all ihren Formen. Sucht Ihn in dem starken und in dem schwachen Menschen, in dem Gelehrten und dem einfachen Menschen, in dem Reichen und dem Armen, in jeder Pflanze und jedem Tier. Sucht Ihn in der Musik, in der Poesie, in der Kunst, in der Wissenschaft. Selbst die schwächsten Geschöpfe sind stark, solange Gott in ihnen gegenwärtig ist. Schaut euch die Moose an, die auf den Felsen wachsen. Jahrelang leben sie von den Steinen, entziehen aus ihnen ihre Nahrung und veredeln sie damit. Wenn ihr sie beobachtet, solltet ihr von ihnen lernen. Sie warten nicht darauf, dass ihr Glück irgendwo von außen kommt. Sie arbeiten, setzen die in ihnen investierten Kräfte ein und sorgen für sich. – Wieso? – Weil sie Leben in sich haben – das Wertvollste auf der Welt.
Sucht zuerst das Reich Gottes. Sucht Gottes Liebe, Weisheit und Wahrheit.
Die Liebe wird in euch die kostbare Wärme, Weisheit bringen – das kostbares
Wissen und Licht, die Wahrheit – die kostbare Freiheit, welche die notwendige
Bedingungen für das Leben auf der Erde sind.

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